Bis zum Mittelalter wurde das Trinkwasser der Seine entnommen. Das Abwasser wurde auf die umliegenden Felder verteilt oder es lief offen in den Gassen auf dem nur gestampften Boden ab. Letztlich floss es in die Seine.
Im Jahr 486 fiel Paris in die Hände des Frankenkönigs Chlodwig und die Stadt wurde im Jahr 508 Hauptstadt des Merowingerreiches. Seit der Wahl Hugo Capets zum König im Jahr 987 ist Paris Hauptstadt von Frankreich. Rechts der Seine entstand die Bürger- und Handelsstadt.
Gegen 1200 wurden die Straßen von Paris gepflastert, in der Mitte wurden Ablaufrinnen angebracht - immerhin eine kleine Verbesserung zur kontrollierten Entsorgung des Schmutzwassers (auch konnte man das Hineintreten vermeiden)!
Je größer die Einwohnerzahl wurde, um so größer wurden natürlich auch die Probleme mit dem Gestank und den Krankheiten, die durch das offen fließende Abwasser und durch das nicht saubere Trinkwasser entstanden. Man begann, östlich der Stadt - Seine-aufwärts - Trinkwasser zu besorgen und in der Stadt zu verkaufen.
Im Jahr 1370 wurde unter der Rue Montmartre ein gewölbter, gemauerter Kanal gebaut, der in den Bach von Ménilmontant führte. Der große Rest des Abwassers floss aber immer noch unter offenem Himmel ab.
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Die Rinnen, die man heute noch
mancherorts findet, sind zum Glück nur noch für
Regen- oder Putzwasser!
(ein Foto aus Wissembourg im Elsaß)
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Unter Ludwig XIV. wurde um 1700 am rechten Seineufer ein großer Ringkanal gebaut. Das Abwasser der Stadtteile links der Seine floss nach wie vor in den Fluss Bièvre südlich von Paris.
Napoleon , Kaiser von 1804 bis 1815, ließ das erste Netz von Gewölbekanälen bauen - 30km lang.
Aber erst im Jahr 1850 bahnte sich ein entscheidender Fortschritt an : Baron Haussmann , der Präfekt des ehemaligen Departements Seine und der Ingenieur Eugène Belgrand begründeten die Anfänge des heutigen Pariser Kanalnetzes und der Wasserversorgung !
Es wurde ein doppeltes Wasserverteilungsnetz errichtet (für Trinkwasser und für Brauchwasser) sowie ein Abwasserkanalnetz, dessen Länge 1878 schon 600 km betrug !
Im Jahr 1894 schließlich wurde ein Gesetz erlassen, das den Anschluss aller Gebäude an das städtische Abwasserkanalnetz vorschrieb !
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Das Konzept von BELGRAND
Seine Neuerung : Alle Abwässer werden hinter der Stadt flussabwärts eingeleitet.
Belgrands Kanalnetz nutzt den Schwerkraftablauf. Für niedriger gelegene Stadtviertel gibt es an einigen Stellen Pumpwerke, die die Abwässer hochpumpen.
Jede Staße erhielt einen Abwasserkanal!
Die Bauten waren so groß geplant, dass auch die Trinkwasserleitungen u.a. aufgenommen werden konnten und auch Menschen und Arbeitsmaschinen genügend Platz fanden.
Beispiele sehen Sie in der "Unterwelt"
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